
Mein Name ist Dragoș Nicolae Ghiță. Ich bin pensionierter rumänischer Unteroffizier, ehemals im Dienst der Rumänischen Streitkräfte. Was folgt, ist nicht nur eine persönliche Krankengeschichte, sondern ein Zeugnis des Widerstands, der Wahrheitssuche und des Kampfes gegen institutionelle Verweigerung.
Der erste Alarm: Ein Herzinfarkt noch in Uniform
Im Jahr 2016, während ich noch im aktiven Dienst war, erlitt ich meinen ersten Herzinfarkt. Ich war vergleichsweise jung, ohne nennenswerte familiäre Vorbelastung oder klassische kardiovaskuläre Risikofaktoren. Trotz meiner Genesung ging niemand den möglichen Ursachen auf den Grund. Ich kehrte in den Dienst zurück und machte weiter, ohne zu wissen, dass dies erst der Anfang war.
Einige Jahre später, nach meiner Entlassung, erlitt ich einen zweiten Herzinfarkt. Dieses Ereignis wurde zum Wendepunkt. Ich beschloss, eine vollständige Untersuchung meines Gesundheitszustands einzuleiten.
Die medizinische Odyssee und eine schockierende Diagnose
Im Laufe der Zeit unterzog ich mich komplexen Untersuchungen in verschiedenen medizinischen Fachbereichen. Schließlich erhielt ich die Diagnose: Systemische Mastozytose in Verbindung mit einer myeloischen Neoplasie namens Essentielle Thrombozythämie. Diese seltene Erkrankung wird häufig mit einer langfristigen Exposition gegenüber toxischen Substanzen, einschließlich Schwermetallen und radioaktiven Materialien, in Verbindung gebracht. Ich begann, einen Zusammenhang mit meinem früheren militärischen Einsatz in kontaminierten Umgebungen zu vermuten.
Zwischen 2006 und 2014 wurde ich zweimal in internationale Militäroperationen entsandt – einmal in den Irak (2006) und einmal nach Afghanistan (2013–2014). Die Gebiete, in denen ich stationiert war, waren stark bombardiert worden mit Waffen und Munition, die abgereichertes Uran enthielten, was zu weitreichender toxischer und sogar radiologischer Kontamination führte.
Das war der Moment, in dem ich mich der Wissenschaft, der Forschung und internationalen Quellen zuwandte, um Antworten zu finden.
Von Verdacht zu wissenschaftlichem Beweis
Trotz wiederholter Anfragen weigerten sich die rumänischen Behörden, irgendeinen möglichen dienstbezogenen Zusammenhang anzuerkennen. Ich beschloss, unabhängig zu handeln. Ich ließ Proben im IFIN-HH Nuklearforschungsinstitut in Rumänien analysieren. Die Ergebnisse waren alarmierend: Das Vorhandensein von Uran, Blei, Cadmium, Cäsium, Strontium, Iridium und weiteren toxischen oder potenziell radioaktiven Elementen in meinem Körper wurde bestätigt.
Diese Befunde wurden später von einem angesehenen serbischen Toxikologen, Prof. Dr. Jovica Jovanović, validiert, der die Daten überprüfte und ein Gutachten erstellte, das die berufsbedingte und toxische Ursache meiner Erkrankung bestätigte.
Bürokratische Mauern und der Kampf um Anerkennung
Bewaffnet mit medizinischen Beweisen wandte ich mich an militärische und zivile Institutionen in Rumänien. Ich reichte formelle Anträge ein, darunter einen beim Verteidigungsministerium und einen weiteren bei der nationalen Militärpensionsbehörde. Außerdem startete ich zwei öffentliche Petitionen: eine auf der rumänischen Bürgerplattform Declic und eine an den Petitionsausschuss (PETI) des Europäischen Parlaments, die nun zur öffentlichen Unterstützung offen ist. [Die Petition an den PETI ist hier verfügbar. ICBUW bittet seine Leserinnen und Leser herzlich, die Petition zu prüfen und im Sinne von Dragoș‘ Anliegen zu unterzeichnen.]
Dennoch hält das rumänische System weiterhin dagegen. Institutionen leugnen entweder ihre Verantwortung oder verstecken sich hinter Verfahren. Aber ich weigere mich, aufzugeben.
Internationale Solidarität: Ein Hoffnungsschimmer
Auf diesem Weg habe ich bemerkenswerte Unterstützung im Ausland gefunden. Mein aufrichtiger Dank gilt:
- ICBUW (International Coalition to Ban Uranium Weapons);
- Professor Manfred Mohr für seine unermüdliche Ermutigung und moralische Unterstützung;
- Professor Dr. Jovica Jovanović für seine toxikologische Expertise;
- Rechtsanwalt Srdan Aleksić aus Serbien für seinen juristischen Beistand; und
- dem IFIN-HH-Institut, dessen Professionalität unabhängige Analysen in Rumänien ermöglicht hat.
Ohne diese Unterstützung wäre mein Fall möglicherweise unsichtbar geblieben.
Warum ich spreche
Ich bin nur einer von vielen. Es gibt unzählige andere Veteranen und Zivilpersonen, die möglicherweise im Stillen leiden, ohne sich der langfristigen Folgen einer toxischen Exposition während ihres Dienstes bewusst zu sein. Einige sind verstorben, ohne je Antworten zu erhalten. Einige sind zu ängstlich oder zu erschöpft, um zu kämpfen.
Ich kämpfe nicht nur für meine Gesundheit und Würde, sondern für Wahrheit, Transparenz und Anerkennung. Ich kämpfe für diejenigen, die ihre Stimme nicht mehr erheben können.
Das ist ein europäisches Thema. Das ist ein globales Thema. Und es ist an der Zeit, dass wir es auch so behandeln.
(Dragoș Nicolae Ghiță/Rumänien)
(ICBUW unterstützt Dragoș Nicolae Ghiță weiterhin in seinem Fall und seinen engagierten Anti-DU-Aktivitäten und macht das Thema zu einem wichtigen Bestandteil unserer Kampagnenarbeit und Veranstaltungen wie dem für Oktober in Berlin geplanten DU-Workshop. Eine effiziente Koordination und Zusammenarbeit findet statt mit unseren Partnern wie IPPNW, EUROMIL und dem Aleksić-Team.
Manfred Mohr, ICBUW)