Dr. Al Ali arbeitete als Onkologe in Basra – einem der Brennpunkte des Irak-Krieges und der DU-Verseuchung.
Er war ein sehr engagierter Arzt, der seine Zeit und Energie den kranken Menschen in Basra widmete (insbesondere den Kindern) wo er im Krankenhaus arbeitete, und Krebspatienten behandelte. Der 1944 geborene Dr. Al Ali war seit 1989 als beratender Arzt und Onkologe für das irakische Gesundheitsministerium tätig, seit 1984 und bis 2014 arbeitete er am Alsader Teaching Hospital in Basra. Als ehemaliger Direktor des Krebsbehandlungszentrums in Basra, Mitglied des Iraqi Cancer Board (ICB) und des Royal Colleges of UK, galt sein besonderes Interesse der palliativen Versorgung von Krebspatienten.
Während und nach dem Irakkrieg war er in seinem Krankenhaus mit einer Zunahme von Krebsfällen und Geburtsfehlern konfrontiert. Da er aufgrund des Krieges und des bestehenden Embargos nur über begrenzte Mittel und Medikamente verfügte, musste er Lösungen für die Behandlung seiner Krebspatienten finden, wohl wissend, dass nicht alle seine Patienten ausreichende Hilfe erhalten würden. Dann musste er sehr schwierige Entscheidungen treffen, wie er die verfügbaren Medikamente unter seinen Patienten aufteilen sollte.
Er musste schwierige Entscheidungen treffen, blieb aber immer gelassen und mitfühlend. Wer ihm begegnete – wie wir von ICBUW – war beeindruckt von seinem Mut und seiner Menschlichkeit, gepaart mit Bescheidenheit und Herzlichkeit. Wir waren immer gerührt, wenn er an die schrecklichen Kriegsschauplätze im Irak zurückkehrte, weil wir befürchteten, ihn vielleicht nie wiederzusehen.
In seinen zahlreichen Reden bei verschiedenen Anlässen stellte er einen Zusammenhang zwischen der Zunahme von Krebserkrankungen und dem Einsatz von Waffen mit abgereichertem Uran und anderen giftigen Kriegsrückständen her und betonte stets, dass Kinder besonders anfällig für DU-Vergiftungen sind.
ICBUW lud ihn mehrmals ein, seine Erfahrungen und Erkenntnisse auf Konferenzen und im Rahmen von Lobbyaktivitäten weiterzugeben. Er war einer der Gastredner im Europäischen Parlament im Jahr 2007 und sprach im belgischen Parlament anlässlich der Verabschiedung des berühmten belgischen Gesetzes zum Verbot von DU-Waffen auf belgischem Staatsgebiet. Und bei vielen anderen Gelegenheiten sprach er im Namen der vielen Patienten, die er in Basra behandelt hat.
Sein Engagement, seine Aktivitäten und die von ihm gesammelten Daten trugen wesentlich dazu bei, dass zivilgesellschaftliche Organisationen wie ICBUW oder PAX über die gesundheits- und umweltschädigende DU-Kontamination im Irak berichteten – Erkenntnisse, die in krassem Gegensatz zu dem skandalös ignoranten Bericht der WHO von 2013 standen. Dr. Al Ali wurde Mitglied des Beirats von ICBUW und blieb die ganze Zeit über in (aktivem) Kontakt mit uns.
Es war uns eine Ehre, so viele Jahre mit ihm zusammengearbeitet zu haben.
Unser aufrichtiges Beileid an seine Familie.
Ria Verjauw und Manfred Mohr