Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 hat ICBUW mehrfach auf die Möglichkeit des Einsatzes von abgereichertem Uran (DU) in dem andauernden Krieg hingewiesen. ICBUW warnte zunächst vor dem möglichen Einsatz von DU durch die Panzer, die Russland in der Invasion einsetzt, und nun auch, weil sowohl die Vereinigten Staaten als auch das Vereinigte Königreich inzwischen Panzer und die entsprechende DU-Munition an die Ukraine geliefert haben.
Während sowohl die Vereinigten Staaten als auch das Vereinigte Königreich offen über die Lieferung von DU-Munition und den Panzern, die diese abfeuern können, an die Ukraine informiert haben, hat Russland den Einsatz seiner eigenen DU-Panzermunition in der Ukraine weder bestätigt noch dementiert. Da Russland Berichten zufolge jetzt Waffen aus Nordkorea importiert, steigt der Bedarf an Transparenz im internationalen Waffenhandel, insbesondere im Hinblick auf die Verbreitung toxischer Munition, die Generationen lang Schaden anrichten kann.
ICBUW erinnert die Kriegsparteien und ihre Waffenlieferanten an die Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen über abgereichertes Uran ((RES/77/49, 07.12.22), die die Staaten auffordert, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen von DU-Waffen zu bekämpfen, einschließlich der Bereitstellung medizinischer Versorgung und der Sanierung kontaminierter Gebiete.
Der Einsatz von abgereichertem Uran stellt eine langfristige Gesundheitsgefahr für Zivilisten und Militärangehörige dar, behindert den Wiederaufbau von konfliktgeschädigten Gebieten, verbreitet Angst, und hat schwere, kostspielig zu behebende Folgen. Insbesondere in städtischen Kampfgebieten sind der Einsatz von DU-Waffen und kontaminierte Überreste eine bedeutende Quelle radioaktiver und chemisch toxischer Kontamination.
ICBUW-Teammitglieder haben ein Ukraine-Projekt ins Leben gerufen, um Orte zu dokumentieren und zu identifizieren, an denen diese Waffen in diesem Krieg eingesetzt wurden, um zurückkehrende Bewohner und Nachkriegs-Helfer vor den Gefahren dieses giftigen Kriegsgerümpels zu warnen.
Wenn wir offizielle Quellen um weitere Informationen oder Unterstützung für dieses Projekt bitten, stoßen wir bisher auf Schweigen. Aus diesem und anderen Gründen sind die Überwachungsaktivitäten unabhängiger NGOs von entscheidender Bedeutung. ICBUW arbeitet weiterhin mit NGOs zusammen, die vor Ort tätig sind, und tauscht Informationen mit ihnen aus.
ICBUW hat die bekannten und möglicherweise in der Ukraine eingesetzten DU-Waffen dokumentiert und Informationen zur Identifizierung von Uranmunition und Hinweisen auf deren möglichen Einsatz erstellt, sowie Anleitungen zum sicheren Umgang mit Munitionsresten und kontaminiertem Schutt, um die toxische Belastung und Schäden für Militärangehörige und zurückkehrende Zivilisten zu minimieren. Auch Nachkriegs-Helfer müssen wissen, wo und wie die gesundheitlichen Auswirkungen der Umweltkontamination durch den Einsatz dieser radioaktiven und chemisch toxischen Munition gemindert werden können.
Im Rahmen dieses Projekts sucht ICBUW aktiv nach Unterstützung bei der Beschaffung von Dokumentationen und Open-Source-Intelligence (OSINT) über den möglichen Einsatz von DU in Kämpfen in der Ukraine. Ohne verlässliche Daten über Orte, an denen DU-panzerbrechende Munition und DU-ausgerüstete Panzer eingesetzt wurden, sind wir in unserer Fähigkeit eingeschränkt, die lokale Bevölkerung und das Militär zu informieren.
Diese Informationen umfassen unter anderem offizielle Dokumentationen des Einsatzes von DU im Kampf in der Ukraine, überprüfbares Video- und Fotomaterial von beschädigter Panzerung, die Projektildurchdringungen zeigen, sowie Videos von Kämpfen, bei denen die bekannten Plattformen für DU-Munition in der Ukraine eingesetzt wurden. Einige sichtbare pyrophore Effekte können auf den möglichen Einsatz von DU hinweisen, und die Durchdringung von Panzerungen durch DU-Munition ist charakteristisch. Die Fragmente von Uran-Geschossen entwickeln zudem eine charakteristische Oxidation.
Geografische Standortinformationen über Panzerkämpfe, bei denen der Verdacht auf den Einsatz von DU-Munition besteht, sind für die Bewertung des Risikos nach dem Konflikt entscheidend. Ohne verlässliche Daten können wir nicht sicherstellen, dass diejenigen, die am stärksten von diesen Waffen betroffen sind, den notwendigen Schutz und die Unterstützung erhalten.
Laut dem Experten Doug Weir vom Conflict and Environment Observatory und ehemals von ICBUW, ist der mögliche Einsatz von DU-Munition durch das Bradley Fighting Vehicle besorgniserregend, einen amerikanischen gepanzerten Personentransporter, der in der Ukraine zunehmend eingesetzt wird. Die Vereinigten Staaten haben bisher 186 Bradleys an die Ukraine geliefert, zusammen mit 250.000 25-mm-Geschossen für seine M242 Bushmaster-Kanone. Es bleibt jedoch unklar, ob es sich dabei um M919 APFSDS-Geschosse mit abgereichertem Uran, M791 APDS-Geschosse mit Wolframkern oder M792 hochexplosive Geschosse handelt.
Bitte kontaktieren Sie ICBUW unter info@icbuw.eu, wenn Sie Informationen und/oder Fachwissen haben, um uns bei diesem Projekt zu unterstützen.
(Jack Cohen-Joppa)