Das zum 9. Mal in Berlin stattfindende Festival war ein großer Erfolg. Dies zeigte sich in der
hohen Besucherzahl wie auch in der Film- und Themenauswahl, die auf großes Interesse
stieß. Da war der Eröffnungsfilm „Television Event“: er illustriert den möglichen nachhaltigen
Einfluss von Filmkunst (hier in Gestalt von „Der Tag danach“) auf gesellschaftliche Prozesse –
ja sogar Weltpolitik – und damit die „Philosophie“ des Festivals. An dem diesjährigen
Berliner Festival war ICBUW (erstmals) als Mitveranstalter beteiligt und entsprechend stark
in die Vorbereitung und Realisierung einbezogen.
Sowohl in den Grußworten (von ICBUW, IPPNW u.a.) als auch im Laufe des Festivals spielte
die Verbindung zum Krieg in der Ukraine, ausgelöst durch die Aggression Russlands, und zu
den davon ausgehenden nuklearen Gefahren und Ängsten eine große Rolle. Dabei waren die
hierzu geführten Diskussionen weitgehend frei von emotionalisierenden Zuspitzungen oder
Schuldzuweisungen. Es ging um die Frage, wie man mit den Mitteln von Kunst und Medien
und auch des Rechts etwas gegen den Krieg und seine dramatischen Folgen unternehmen
kann.
Den Höhepunkt bildete zweifellos die Vorführung des IUFF-preisgekrönten Films „Balentes“
unter der Anwesenheit seiner Regisseurin Lisa Camillo. Er verdeutlicht die auch beim
Ukrainekrieg sichtbare Zerstörung der Umwelt durch Krieg und Militär, wobei u.a. depleted
uranium (DU) eine Rolle spielt. Er zeigt aber zugleich den möglichen Widerstand durch die
Menschen und die Zivilgesellschaft. Auf sehr anregende und bewegende Art verdeutlichte
Lisa Camillo im Gespräch mit dem ICBUW-Panel und dem Publikum ihren persönlichen
Einsatz beim Zustandekommen des Films. Mit ICBUW wurde eine Fortsetzung der
Kooperation und des Austausches verabredet, wobei es möglicherweise um DU-bezogene
Aktivitäten in Richtung Ukrainekrieg geht.
Einen großen Anteil am Erfolg des diesjährigen Festivals in Berlin hat das hohe Engagement
der Beteiligten, insbesondere der Berliner Festivalproduzentin Jutta Wunderlich sowie der
Mitveranstalter. Herausragend war die Moderation durch den Schauspieler Christoph
Michael Hofmann, die viel zur sachlichen, guten Atmosphäre des Festivals beitrug. Sie war
auch Beleg für die verstärkte Einbeziehung von Akteuren des Filmschaffens in den
Festivalablauf.
Man darf sich schon jetzt auf das Jubiläumsfestival im Jahr 2024 und die darauf
hinführenden Sonderveranstaltungen im nächsten Jahr freuen. ICBUW wird auf jeden Fall
wieder dabei sein.
(Manfred Mohr)