
Eine überparteiliche Gruppe von Parlamentariern in den Vereinigten Staaten veröffentlichte im Juli eine Sammlung der vor kurzem freigegebenen Dokumente des Verteidigungsministeriums, aus welchen hervorgeht, dass die US-Truppen, die nach den Anschlägen am 11. September auf einer zentralasiatischen Militärbasis stationiert waren, wahrscheinlich einer gefährlichen Mischung aus Toxinen und diversen gefährlichen Stoffen – darunter DU – ausgesetzt wurden. Dies hat, wie einige Experten glauben, zu erhöhten Krebsraten unter den dort stationierten US-Soldaten und dem Militärpersonal geführt.
Der Militärstützpunkt Karschi-Khanabad (in Dokumenten oft „K2“ genannt) im Süden von Usbekistan war eine Schlüssel-Militärbasis im Krieg gegen den Terror in Afghanistan zwischen 2001 und 2005. Mehrere Tausend US-Soldaten waren dort während dieser Zeit stationiert – eine Tatsache wurde aber verschwiegen: laut den Untersuchungen 2001 war der Boden um die Militärbasis mit Kerosin kontaminiert. Aber nicht nur damit – auch eine ganze Reihe weiterer gefährlichen Stoffe konnte im Boden gefunden werden. Die Verschmutzung der Umgebung wurde durch einen zusätzlichen Report von 2004 bestätigt, aus welchem hervorgeht, dass, obwohl das Gesundheitsrisiko relativ gering war, das Potenzial bestand „des täglichen Kontakts mit radioaktiver Strahlung für bis zu 100% des Personals“.
Jetzt geben die Behörden zu, dass die Kontaminierung schwere Folgen für Soldaten und Personal hatte: Laut einer 2015 durchgeführten Studie der US-Armee erkranken Servicemitglieder, die auf K2 eingesetzt wurden, mehr als fünfmal häufiger an Krebs als diejenigen, die auf Stützpunkten in Südkorea untergebracht wurden. Servicemitglieder, die auf K2 stationiert waren, waren einer Reihe chemischer und radiologischer Gefahren ausgesetzt, darunter abgereichertes Uran, chemische Waffen, Brennstoffe und Lösungsmittel.
Mögliche Ursache für die Kontaminierung sind die militärische Tätigkeit der Sowjetunion in der Vergangenheit sowie deren Folgen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums waren einige Jahre vor der Nutzung der Basis durch das US-Militär sowjetische Raketen zerstört worden. Vermutlich handelt es sich dabei um R-60 Raketen, einer russischen, ehemals sowjetischen, Luft-Luft-Lenkwaffe.
„Dieses Ereignis kontaminierte einige Bereiche des Oberflächenschmutzes mit schwach radioaktivem abgereicherten Uran und Asbest“, heißt es in dem Dokument. Es wurden Versuche unternommen, die kontaminierten Bereiche abzusperren, das Personal wurde aber nicht informiert. Im Gegenteil, es wurde auf K2 den Soldaten wiederholt mitgeteilt, dass kein signifikantes Risiko bestehe. Die US-Senatoren Dianne Feinstein, Marsha Blackburn und Tammy Baldwin stellten im August ein Parlamentsakt vor, um K2-Veteranen zu helfen. Das Kriegsveteranenministerium der Vereinigten Staaten (VA) soll vermeiden, frühere Fehler zu wiederholen, wie dies bei Vietnam-Veteranen der Fall war, und die Anerkennung von Krankheiten sowie das Abdecken der Behandlungskosten, die mit toxischen Substanzen wie abgereichertem Uran verbunden sind, rasch vorantreiben – so Senator Baldwin. 2019 berichtete Military Times über die Diskussion unter den Parlamentariern, ob der Dienst im Irak oder in Afghanistan als ein Risikofaktor für die Gesundheit behandelt werden soll, wenn es um Sozialleistungen für Veteranen geht.
Für Usbekistan ist Uran gleichzeitig ein Glück und ein Unglück. In der Sowjetzeit noch war Zentralasien das „Uranzentrum“ des Landes. Usbekistan war bis zur Unabhängigkeit 1991 eine der bedeutendsten Quellen der russischen Uranversorgung. Bis dahin fand die Uranproduktion in Usbekistan, Kirgisistan und Tadschikistan statt, wobei die nationalen Grenzen kaum berücksichtigt wurden und ein Großteil der Produktion in Tadschikistan stattfand. Auch heute spielt Uran eine große Rolle in der usbekischen Wirtschaft. Das Land ist der siebtgrößte Uranlieferant der Welt und erweitert ständig die Produktion. Japanische und chinesische Joint Ventures sind im Land in der Uranwirtschaft aktiv, insbesondere in Bezug auf Schwarzschiefer. Jedoch kämpft das Land heute noch mit den ökologischen Folgen der sowjetischen Wirtschaft – im März 2017 unterzeichneten die EBWE (Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) und die Regierung Usbekistans eine Vereinbarung über den Ablauf der Umweltsanierung für Zentralasien in Usbekistan.
(Ilia Kukin)