Das Forum Wissenschaft & Umwelt lud anlässlich des 32. Jahrestages der Atomkatastrophe von Tschernobyl zu der Tagung „Raus aus Atom! Für einen weltweiten Ausstieg aus ziviler und militärischer Verwendung von Atomenergie“ ein. In Wien kamen am 26. April Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammen, um über den Atomausstieg und Kernwaffen zu informieren und zu diskutieren. Im Rahmen von Vorträgen und einer Podiumsdiskussion kamen viele Experten zu Wort, die sich teilweise bereits seit Jahrzehnten gegen den Einsatz von Kernenergie einsetzen. Auch die Stadt Wien selbst – Hauptsitz der Internationalen Atomenergie-Organisation – engagiert sich auf Bundes- und europäischer Ebene gegen Atomenergie.
Thema der Veranstaltung war sowohl die friedliche Verwendung von Kernenergie als auch die militärische Nutzung – beide stehen in engem, unlöslichen Zusammenhang und sind Bestandteil der „nuklearen Kette“.
ICBUW Deutschland war mit einem Beitrag von Prof. Manfred Mohr zum Thema Uranwaffen vertreten. Neben den Wirkungsweisen, Auswirkungen auf Mensch und Umwelt und Einsätzen von DU-Munition in bewaffneten Konflikten, stieß auch die Arbeit von ICBUW und ihren Partnern auf großes Interesse, schließlich ist das Thema Uranmunition in vielen Kreisen noch eher unbekannt.
In den sehr abwechslungsreichen Beiträgen wurden sowohl österreichische Perspektiven als auch internationale Probleme und Handlungsmöglichkeiten behandelt. Als neuster Erfolg auf internationaler Ebene wurde dabei auch über den Atomwaffenverbotsvertrag diskutiert. Nadja Schmidt, Obfrau von ICAN Austria, war und ist an diesem Projekt direkt beteiligt und präsentierte ihre Erfahrungen und ihren Optimismus bezüglich weiterer, zukünftiger Erfolge.
Die Podiumsdiskussion, moderiert von Dr. Peter Weish (Präsident des Forums), bot einen interessanten Austausch, bei dem sich die Experten zwar nicht in allen Fragen einig waren, aber doch auf grundlegende Vorhaben und Ziele einigen konnten. So wurde zum Beispiel darüber debattiert, inwiefern der neue Verbotsvertrag eine völkerrechtlich wirksame Ächtung bedeutet und in welchem Zeitraum mit einem Inkrafttreten des Vertrages zu rechnen ist. Ferner war die generelle Wirksamkeit des Völkerrechts Diskussionsgegenstand. Professor Manfred Mohr, der auch die deutsche IALANA vertrat, setzte sich dabei für eine realistische Betrachtung des Völkerrechts ein, das zwar schwerwiegende Verstöße verzeichnen musste, jedoch in den meisten Fällen sehr gut funktioniere.
Zusammen mit dem Publikum wurde nach Antworten auf die Frage gesucht, was man als Organisation aber auch privat gegen den Einsatz von Atomenergie und Kernwaffen tun kann. Ein interessantes Beispiel ist dabei die Initiative „Don’t Bank on the Bomb“, die über Investitionstätigkeiten vieler großer Banken weltweit informiert und zu Divestment im Rüstungsbereich aufruft.
Experten und hochinteressierte Teilnehmer machten die Tagung zu einem vollen Erfolg und ermöglichten einen spannenden Austausch sowie die weitere Vernetzung von Organisationen und Wissenschaft im deutschsprachigen Raum – ganz im Sinne einer weiteren Erkenntnis des Tages: Nur durch internationales Zusammenwirken kann transnationalen Problemen und Gefahren angemessen begegnet werden.
(Aicha Kheinette)