ICBUW-Sonderveranstaltung im Rahmen des Internationalen Uranium Film Festivals

24. November 2020 Allgemein, Blog-Beiträge, ICBUW, Veranstaltungen
Die ICBUW-Veranstaltung im Konferenzsaal, zusammen mit der Künstlerin Léa Promaja. Fotograf: Marek Karakasevic

 

Am Sonntag, den 18.10.20, fand ab 11 Uhr die ICBUW-Veranstaltung statt, passend zum Thema des Tages, DU-Waffen, des Uranium Film Festivals. Im Konferenzsaal der Marienstraße 19/20, der Geschäftsstelle ICBUWs,  fanden sich Interessierte und Mitglieder zusammen, um sich über den aktuellen Arbeitsstand der NRO zu informieren und auszutauschen. Die Veranstaltung, die – auch in Anbetracht der Corona-Situation – gut besucht war, begann mit einem Grußwort an alle Teilnehmer der Sprecher Prof. Manfred Mohr und Ria Verjauw. Letztere konnte, aufgrund der angespannten Pandemiesituation in Belgien, leider nicht persönlich an der Sitzung teilnehmen. Zugeschaltet war auch die französische Künstlerin Léa Promaja, die im Rahmen der Informationsveranstaltung ihre fünfzigminütige Radiodokumentation ,,Sprinkled‘‘ vorführte. Eine Audio-Reihe von zufälligen Gesprächsfetzen, die im Kosovo  aufgezeichnet worden sind und einen Einblick geben in das Leben der Zivilbevölkerung nach den NATO-Bombardierungen.

Die Künstlerin hielt sich fünf Jahre im Kosovo auf und sammelte auf ihrer Reise verschiedene Meinungsausschnitte, die das Leben der Menschen mit den Folgen des DU-Einsatzes vor Ort porträtieren. Äußerst interessant war dabei festzustellen, dass vereinzelt einige Ärzte die Bombardierungen durchaus positiv und die NATO nicht explizit in der Verantwortung sahen. Ein Großteil der Aussagen bestätigte jedoch die traurige Annahme einer immens gestiegenen Krebsrate seit den Bombardierungen, wie sie auch andere wissenschaftliche Studien bereits beobachteten. Die Angst der Menschen, an Krebs zu erkranken, sowie im Hinblick auf bereits Betroffene unter ihren Bekannten und Familienangehörigen, war deutlich spürbar und verdeutlichte die prekäre Lage der Menschen.

Es kristallisierte sich jedoch auch die Verärgerung über die verbreitete Unkenntnis zur Schädlichkeit der DU-Munition und die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes heraus. Zunehmend scheint eine Tendenz zur Verschleierung der Fakten voranzuschreiten, da insbesondere der Kosovo angestrengt versucht, ein gutes Verhältnis zur NATO und anderen EU-Staaten zu bewahren, wobei man für Anschuldigungen in Bezug auf einen völkerrechtswidrigen Einsatz keinen Platz sieht. Es ist sogar in der Stadt Prizren eine Straße nach der Nato benannt, was gewissermaßen eine Verhöhnung für diejenigen darstellt, die unter den Folgen des Angriffs Verluste erlitten haben. Die Künstlerin ist ebenfalls nach Serbien gereist und interviewte dort Menschen zum gleichen Thema. Dies ist Gegenstand von „Sprinkled 2“.

Im Anschluss an die Radiodokumentation kam es zu einer angeregten Diskussion zwischen der Künstlerin und den Teilnehmern der Veranstaltung. Es bestand großer Redebedarf, wenngleich die Diskussion vorzeitig beendet werden musste, da der Zeitplan sehr eng getaktet war, aufgrund der Nachmittagsveranstaltung mit dem Film „Balentes“ der Regisseurin Lisa Camillo. Daraufhin kam die Überleitung zum ursprünglichen Thema der Sitzung: der aktuelle Arbeitsstand der NRO. Zu diesem Zweck wurde von Ilia Kukin eine Präsentation erstellt, die übersichtlich die wichtigsten Änderungen und Erkenntnisse zusammenfasste. Unter anderem wurde das Freiwilligen-Team nochmal vorgestellt, eine Gruppe junger Menschen, die ICBUW in ihren Bemühungen unterstützt. Auch wurde auf die veröffentlichten Artikel  der offiziellen Website Bezug genommen.  Es wurde  zu den Menschenrechtsbeschwerden des serbischen Anwalts Aleksic Srdan berichtet, der – daneben -versucht, direkt gegen die verantwortlichen Staaten zu klagen. Ein heikles Unterfangen, wenn man die (zurückhaltendende) Position der serbischen Regierung bedenkt. Auch wurde der Fall des französischen Gendarmen Henri Friconneau angesprochen, der durch den Kontakt mit Uranmunitionsresten, während seiner Tätigkeit für die KFOR, etliche Jahre später an einem seltenen Angiosarkom erkrankte.

Die Veranstaltung endete mit einer Übersicht zu der Aktivität der Social-Media-Kanäle von ICBUW, auf denen man sich über aktuelle DU-Themen auf dem Laufenden halten kann. Sie war ein großer Erfolg, wozu auch das hervorragende technische Equipment beitrug, mit dem sie – zur Überbrückung coronabedingter Probleme – ausgestattet war.

 

(Eliah Buchholz)