Anti-Uranwaffen-Koalition ICBUW verurteilt Lieferung britischer Munition mit abgereichertem Uran an die Ukraine
Am 20. März 2023 wurde von Baroness Goldie, der Vertreterin des britischen Verteidigungsministeriums, bestätigt, dass das Vereinigte Königreich zusammen mit den Challenger 2 Panzern Munition mit abgereichertem Uran (DU) liefern wird. Dabei handelt es sich nach Angaben des Conflict and Environment Observatory (CEOBS) um CHARM3-Geschosse (L27A1 APFSDS), welche aktuell nicht mehr produziert werden.
Noch im Februar hat ICBUW in einer Newsletter-Sonderausgabe eine Liste mit Waffensystemen veröffentlicht, deren Lieferung an die Ukraine ansteht. In der Übersicht enthalten war auch die DU-Munition für Challenger 2, deren Lieferung nun offiziell bestätigt ist.
ICBUW bedauert und verurteilt die Entscheidung der britischen Regierung sowie den Einsatz von DU durch alle Kriegsparteien. Der Einsatz von DU-Munition kann erwiesenermaßen weitreichende und anhaltende Gesundheitsschäden für die Menschen im kontaminierten Gebiet verursachen. Auch das Militärpersonal und die Personen, die an der anschließenden Minenräumung beteiligt sind, sind durch DU(-Reste) Gesundheitsgefahren ausgesetzt. Dazu kommt es durch den Einsatz von DU zu langfristigen Umweltschäden, darunter auch Grundwasserverunreinigung. Im Hinblick auf die Lieferung der CHARM3-Munition selbst verweisen wir auf die zusätzlichen Risiken, die dadurch bedingt sind, dass die Munition 2015 abgelaufen ist.
ICBUW verurteilt zudem den möglichen Einsatz von Uranmunition durch die russische Armee. Der Einsatz von Munition 3BM32 „Vant“ wurde ursprünglich noch 2022 von dem Genfer Internationalen Zentrum für humanitäre Minenräumung (GICHD) in seinem Bericht bestätigt. Den Medienberichten zufolge, haben die russischen Streitkräfte in der Ukraine auch kürzlich die modernere 3BM60 „Svinets-2“ Munition erhalten. Vor diesem Hintergrund erscheint die Aussage Präsident Putins über die „entsprechende Reaktion“ auf die britischen Lieferungen der Waffen mit „atomaren Komponenten“ mehr als verwunderlich. Die russische Seite beschwört eine potentielle „atomare Kollision“ (Schoigu) oder den „Einsatz schmutziger Atombomben“ in Gestalt von DU-Munition (Gawrilow). Tatsächlich handelt sich bei DU-Geschossen keineswegs um atomare Waffen, sondern um konventionelle Waffen von hoher chemisch-radiologischer Toxizität bzw. Schädlichkeit. Alles Andere ist falsch, übertrieben bzw. Propaganda.
Hier zeigt sich die weitere Instrumentalisierung der DU-Thematik im politischen Diskurs – die wir mit Sorge betrachten und kritisieren. Was gilt, ist, dass unabhängig davon, welche Kriegspartei DU-Waffen einsetzt, dieser Einsatz zu weitreichenden Umwelt- und Gesundheitsschäden führen wird.
UPDATE (26.06.2023): Aufgrund von Zweifeln an den vom GICHD im Explosive Ordnance Guide for Ukraine gemachten Angaben kann ICBUW die Behauptung, dass die russischen Streitkräfte in der Ukraine Munition mit abgereichertem Uran verwenden, nicht aus eigenen Informationen bestätigen. GICHD hat den Fund der DU-Munition 3BM-32 in der Ukraine bestätigt, jedoch keine Angaben zu dem Fundort oder Mengen gemacht. Das Vorhandensein von DU-Munition in der Ukraine wurde sowohl von pro-russischen (Beispiel) als auch von pro-ukrainischen (Beispiel) Medien bestätigt. Es gibt aber weiterhin viele offenen Fragen und Unsicherheiten hinsichtlich konkreter Munitionstypen. ICBUW kann aktuell den Einsatz der DU-Waffen von der russischen Seite nicht mit Sicherheit bestätigen.
Wir verfolgen weiterhin die Berichte über die Lieferungen oder den Einsatz von Militärausrüstung mit Bestandteilen aus abgereichertem Uran oder DU-Munition. Lesen Sie auch unseren Beitrag mit der Übersicht, welche Staaten 2022 DU-Waffen noch in ihren Arsenalen hatten oder den Kommentar zu der aktuellen UN-Resolution zum Thema Uranwaffen. ICBUW verfolgt im Rahmen eines Arbeitsprojekts zusammen mit ukrainischen NGOs die Entwicklung und bemüht sich um Hilfestellungen für das Entdecken, Entsorgen und Markieren DU-verseuchter Gebiete, den Schutz der (potentiellen) Opfer.
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